Es folgt mit “Stirb Patriarchat, stirb!” der schamanisch beschwörende Abgesang auf ebenjenes. Doch was anfangs wie eine düstere und unheimliche Rache-Arie klingt, trägt bei genauerem Hinhören auch etwas Tröstliches in sich: vom bedürfnis der überlegenheit wirst du für immer befreit Danke. "Die Dramaturgie des Nachmittags" wartet mit einem Gastauftritt der Geistesverwandten von International Music auf und gleitet, begleitet von majestätischen Bläsern, durch einen langweiligen Nachmittag: Als teilnahmslose Beobachter*innen sieht man der Welt zu, wie sie sich stetig spaltet in parallele Welten und Existenzen. Wüste da, Wüste dort und doch wartet an jedem Morgen ein neuer Tag, der lichterloh brennt. Ein anderer Schlüsselsong ist das pulsierende “Das Kapital”. Der spöttische Gesang schlängelt sich durch Synthesizer-Arpeggios, und es macht sich im Kopf eine Verwandtschaft zwischen Kraftwerk und Nina Hagen auf, von der man nicht wusste, dass es sie gab. Wenn dann die Snare einsteigt und die Musik peitschend vor sich hertreibt, träumt der Song im Ayahuasca-Rausch von Enno Morricone und der lähmenden kapitalistischen Symbiose: spürst du das kapital? es ist überall du atmest es ein es atmet dich aus Die Stimmen verlieren sich im Hall. Sie schreien, flüstern, krächzen. Und ja, man spürt das Kapital als Horrortrip in sich hochsteigen. Der Geschmack im Mund, die Blitze im Kopf. Die Pille ist stark, sie knallt ordentlich, aber es ist ein scheiß Rausch. Einer der Vereinzelung und Isolation. Einer gegen all das Getier, das mit uns koexistiert. Einer von dem es schnell wieder runterzukommen gilt. Cold Turkey im Chthuluzän. Denn es gibt noch ganz andere Räusche und Sinnesverdrehungen, die da auf uns warten, auf der anderen Seite des Menschseins. Es folgt das versöhnliche Lullaby “Maschine sag”. Ein Stück, das in letzter Konsequenz auch die Maschine, das inhumane Stück Technik, mit in den Familienkreis der verwandten Kreaturen aufnimmt und sie als Lebensform einfach mal ernst nimmt, nach ihrem Befinden und Problemen fragt. I wanna dance with my AI friends Ein Schlaflied aus der Zukunft, in der wir alle leben. Transhumanismus als eine Form der Fürsorge für die Dinge um uns. Die am Ende auch nicht mehr Maschine sind, als wir selber. Im beschwörenden “Variationen” klingen Zinn dann fast wie Tocotronic in ihrer weißen Phase. Und sie stellen die über der Geschichte stehende Frage aller Fragen: wie soll harmonie möglich sein wie soll harmonie möglich sein bei solch einem erbe Es wird die Antwort mit Donna Haraway gegeben: Staying with the trouble. Unruhig bleiben. |