Station 17

Fieber

LP

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Station 17 haben seit ihrer Gründung 1988 eine lange, weite und vielschichtige Reise hinter sich. Von frühen Momenten, die an abstrakte Hamburger Schulen erinnerten, über Kollaborationen mit einer Vielzahl von Elektronik- und HipHop-Musikern.

Hier das Video von Die Königin

In der jetzigen Besetzung gibt es Fachleute für jeden Bereich - da sind reine Techniker in der Band, pure Instrumentalisten, echte Songwriter und solche, die sich den zahlreichen Instrumenten auf eine eher spielerische Weise nähern." Durchgehend selbst produziert, entstand „Fieber" unter hippie-mäßigsten Bedingungen auf einem alten Landhof im Wendland - komplett mikrofoniert, randvoll zugestellt mit Instrumenten, Gerätschaften, Soundtools, die jederzeit für jeden bereit standen, um sich und seine Kreativität auszuprobieren. So findet sich auf „Fieber" nun alles, was diese Zeit im Wendland prägte: Jedes Geräusch, das entstand, Störche, schaukelnde Menschen, die sommerliche Insektenplage des Landlebens, Stubenfliegen im Aufnahmeraum - jeder einzelne Moment konnte so Musik werden. Teils verfremdet und durch Klangschleifen gejagt, aber trotzdem: Die purste Version einer ‚Momentaufnahme', wie sie jede gute Platte beinhalten sollte. Ein Haus, das Musik wird. Dank ihrer Bewohner.

So kommt es auch, dass „Fieber" erstmals ein über weite Strecken instrumentales Station 17 Album geworden ist: Gesänge entstanden nur dann, wenn jemand aus der Gruppe spontan etwas mit seiner Stimme improvisieren wollte. Wollte keiner (und das war meistens der Fall), gab es eben auch keine Vocals. Die Texte, die sich jetzt auf der Platte finden, sind Unterhaltungen, eruptiver Dadaismus oder spontane Kommentare zu einem nebenbei laufenden surrealen Film. Emotionen: ja, gern. Botschaften: Nein, bitte auf keinen Fall.

Sagt da jemand gerade Krautrock? Ja, warum nicht: Unmittelbarer und unverfälschter als hier hat man die Ideale dieser spannenden deutschen Musik der 70er wohl seitdem nicht mehr auf Platte gebannt gehört. „Auch wenn das Genre als solches ja kaum zu greifen ist. Was haben Can, Kraftwerk und Neu! stilistisch schon miteinander zu tun? Aber prinzipiell gefällt uns eben diese Offenheit im Ansatz an Musik, die wir für ‚Fieber' gern adaptiert haben. Zugleich gibt es auch Berge anderer Musik, die uns inspiriert haben. Nur typische Rocksongs: Die haben für uns keine Bewandtnis mehr."

So treffend das beschrieben ist, so treffend ist auch der Titel: Man hört diesen elf Klangentwürfen - sie Songs zu nennen, würde zu kurz greifen - ihr Fieber in jeder Sekunde an. Es ist fiebrig gespielt, fiebrig erdacht, wie im Wahn zusammen addiert; es flirrt die Luft dank punktgenauer kleiner Dissonanzen und seltsamer Störgeräusche, es ist Musik, die durch das Zimmer simmert wie Staub-atome im Sonnenlicht: Überall ist was, man sieht es, man spürt es - greifen kann man es hingegen nicht. Perfekt gemischt und in Stimmung gebracht wurden diese Musik-Gefühle hinterher größtenteils von einem Meister seines Fachs: Tobias Levin.

Wo „Goldstein Variationen" mit seiner damals runderneuerten Bandbesetzung, mit mehr als 30 Gastmusikern und einer totalen Offenheit die Gelegenheit für Inspiration, Reflexion und Erweiterung des eigenen Kosmos bot, ist „Fieber" in gewisser Weise das Gegenstück: Das ‚Do-it-Yourself-Prinzip' in höchst spannender, weil eben auch gewollt abstrakter Weise. „Fieber" ist eine totale Ego-Platte, in aller guten Bedeutung des Wortes. Während der Arbeit haben wir nur an uns gedacht. Jetzt, wo wir auch an den Hörer denken, können wir nur hoffen, dass er die Transformation dieser Band zu etwas völlig Neuem mitgeht. Es wird sehr spannend sein, genau diese Transformationen alter und neuer Fans im Konzert zu beobachten. Denn grundsätzlich gilt: Glück und Unglück einer Idee liegen bei Station 17 immer ganz nah beieinander. Mit diesem Album haben wir allerdings verdammt viel Glück gehabt."

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