Was tun, wenn man seine Tour absagen muss, aber fast keiner der Crowdfunding-Unterstützer sein Geld für das gekaufte Ticket wieder haben will? Take the money and run wäre eine Option. Der Hamburger Musiker Wolfgang Müller hat stattdessen kurzerhand ein Akustik-Album aufgenommen. 

»Fast wie neu: 12 Akustik-Versionen« heißt es. Ein Wohnzimmer-Konzert für zuhause. Aus der Idee, sich mal eben 3 Tage vor ein Mikro zu setzen, und alle Songs einmal runterzuspielen, wurde allerdings ein vierwöchiger Irrsinn, weil es so lange dauerte, bis jeder Song so war wie er sein sollte. Denn mit Akustik-Album ist hier gemeint, dass wirklich nur Wolfgang und seine Gitarre zu hören sind. Fast so, als würde er neben dem Hörer auf der Couch sitzen. Und wer den Vorgänger »Ahoi: 11 Akustik-Versionen« aus dem Jahr 2011 kennt, weiß, dass die Gitarre hier wie ein kleines Orchester funktioniert. 

Fans von aufwendigen Gitarren-Arrangements kommen hier auf jeden Fall voll auf ihre Kosten. 11 Songs auf dem Album sind Neu-Interpretationen von Liedern aus den 6 bisherigen Alben. Die meisten davon gab es bisher nur als Band-Version zu hören. Aber auch ein neuer Song ist darauf: »Dunkelhäuser« ist der Opener dieses 30-Minütigen Albums, ein sehr persönliches Lied, das sich nahtlos in die Reihe der kleinen Perlen einreiht, die hier in neuem Glanz erstrahlen. 

Denn »Fast wie neu« ist hier Programm - ohne nachzuschlagen lässt sich kaum feststellen, welcher Song aus welchem Jahr ist. Zeitlosigkeit als Programm. Für den Sound zeichnet sich wie schon beim letzten Album »Die Nacht ist vorbei« der Münchner Produzent Philipp Kraus aus. Und man übertreibt nicht, wenn man sagt, dass man wohl selten eine einzelne Gitarre so strahlend und klar hören konnte wie auf diesem Album. In Verbindung mit der Müllerschen Lyrik ist dabei ein Kleinod entstanden, das man wahrscheinlich auch noch in ein paar Jahren hören kann. Fast wie neu.