Sinem

Kösk

Preorder

LP

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Trackliste:

Dem Dem
Gurbet
Hadi Bakalim
Sivas’ın yollarına
Yaz Gazeteci Yaz
Gel Gel
Akşam
Lambaya Püf De
Iggy Türkpop

Sinem beschwört den Geist der She-Punks und bewegt sich mit echsenhafter Bestimmtheit über die Bühne, als wäre ihr Name Iggy Türkpop. Und dieses Determinierte wohnt nicht nur in jeder Bewegung, sondern auch in ihrem Gesang. Wer Sinem länger kennt, den beschleicht das Gefühl, dass dieses Leben bisher gelebt wurde, damit genau das stattfindet, was jetzt unsere Glieder durchfährt: Musik! Und wie es sich mit Determination verhält – sie bleibt die längste Zeit undurchsichtig. Bis vor kurzem war Sinem überhaupt keine Band, sondern so etwas ein organisatorischer Aktivposten im Hintergrund des Münchner Untergrunds. Es ist ja auch noch nicht allzu lange her, dass die Kinder der Menschen, die damals zum Arbeiten nach Deutschland kamen, ihre mindestens zwei Identitäten selbstverständlich zusammenführen. Sie sind „geteilt in zwei Welten“, wie Ozan Ata Canani in seinem Jahrhundertsong „Deutsche Freunde“ feststellt.

Und so ist es auch bei Sinem Arslan Ströbel, aufgewachsen auf dem Land in Oberbayern und in ihrem Gymnasium die Einzige mit türkischen Wurzeln. „Das macht etwas“ sagt Sinem und wir können es uns vielleicht vorstellen. Viele migrantisierte Menschen werden das Phänomen kennen, mit zwei verschiedenen Musikgeschmäckern zu leben: Einem privaten und einem, der in der Öffentlichkeit mit der Mehrheitsgesellschaft ausgelebt wird. In eigenen Worten beschreibt Sinem das wie folgt: „Alles musste so überdeutsch sein. Man musste deutscher als die Deutschen sein, man musste ordentlich gekleidet sein, gute Schulnoten haben und so was. Und das Türkische kam immer dann, wenn wir einmal im Jahr in die Türkei gereist sind. Da habe ich es dann auch gespürt: okay, da ist eine krasse Sehnsucht oder vielleicht sogar Heimweh.“ Doch jetzt kommt alles zusammen.

Auf den ersten Blick greift ihr Debütalbum „Köşk“ zum Songbook des Anadolu-Rock und Pop. Musik mit Visionen von Menschlichkeit und Freiheit. Vieles davon aus den Sechziger und Siebziger Jahren. Die Wünsche, die all den Liedern innewohnen, sind nicht in Erfüllung gegangen — im Gegenteil! Und deshalb müssen sie immer wieder neu entstehen, in neuen Interpretationen. Viele Songs kennen aufmerksame Hörer*innen von Lichtgestalten der Kultur, von jüngeren und älteren Produktionen, von Derya Yıldırım, Selda Bağcan, Barış Manço, Cem Karaca und vielen anderen Bezugspunkten. Sinem machen es konsequent und treten die Tür zum Post-Punk ein. Nebenbei ringen sie den ewig bekannten Liedern eine neue Pointe ab. Und ab hier sprechen wir von Sinem im Plural, denn Post-Punk ist, wo sich das Trio um Sinem Arslan trifft: Der furiose Tom Wu ist ein umtriebiger Geist der Münchner Szene. Derzeit spielt er auch Schlagzeug bei What Are People For? und produziert Sinems Musik. Es geht das Gerücht herum, dass er sich noch nie verspielt hat. An der Gitarre steht Martin Tagar, der mit seinem Instrument immer mittendrin und völlig verzahnt mit der Musik ist. Selten haben Gitarristen die Gabe, nicht einen Ton zu viel zu spielen. Wenn er nicht mit Sinem auf der Bühne steht, finden wir ihn »on the road«, u.a. mit den Friends of Gas (Staatsakt).

Zurück zum Album: Auf „Köşk“ wiederum finden wir im Ergebnis intensive 35 Minuten Musik. Und die beginnen mit „Dem Dem“ — auch „Hudey Hudey“ genannt — aus der Feder des Dichtersängers Aşık Mahzuni Şerif. Das Nachdenkliche wird tanzbar und das Tanzbare wird nachdenklich. Vom eben besprochenen Heimweh erzählt wiederum „Gurbet“ aus der Feder des Jazz-Musikers Özdemir Erdoğan.

“Hadi Bakalim” wurde ursprünglich durch Sezen Aksu bekannt. Diese bedarf keiner Vorstellung, immerhin wurde sie schon von Scooter gesampled. “Sivas'ın Yolları” wurde einst von der Protestsängerin Selda Bağcan bekannt gemacht und nimmt auf dem Album eine zentrale Rolle ein. Denn sowohl Sinems anatolische Familie als auch die meisten der anatolischen Dichtersänger*innen kommen von hier, aus der Stadt Sivas, die es vor allem wegen eines pogromartigen Angriffs eines religiös aufgewiegelten Mobs auf ein alevitisches Festival zu trauriger Bekanntheit gebracht hat. Hier schwingen Entwurzelung, Trauer und die Sehnsucht nach dem Ende der Unterdrückung mit. Nicht nur, wenn betroffene Menschen zuhören. Und das führt uns zu „Yaz Gazeteci Yaz“ von Aşık Mahzuni Şerif aus? Genau: Sivas. „Schreib Zeitung, schreib!“ lautet der flehentliche Imperativ dieses Protestsongs aus den Siebzigern, der heute genauso bedeutungsvoll erscheint wie damals. „Akşam von Duman” ist ein treibender 90ies-Rock-Smasher, eine Hymne! Was Sinem sich für den Schluss des Albums aufheben, ist das Spiel mit den Geschlechtern: „Gel Gel“ von Cem Karaca und „Lambaya Püf De“ von Barış Manço wurden zunächst aus schon sehr deutlich männlicher Perspektive geschrieben und performt. Sinem dreht die sexuellen Konnotationen des Letzteren um und macht sie sich zu Eigen. Wo wir beim Thema sind: Punk, Post-Punk, She-Punk — all das ist Selbstermächtigung. Und Selbstermächtigung ist Gold. Und jetzt schreib, Zeitung. Schreib!

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Release Date: 01/24/2025

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