Mit "Faust IV" veröffentlichte die Krautrock-Formation 1973 ihr
zugänglichstes und zugleich widersprüchlichstes Werk. Nach zwei radikal
experimentellen Alben und dem surrealen "Faust Tapes"-Sampler wagte die
Band den Schritt ins professionelle Studio - und blieb dennoch ihrem
anarchischen Geist treu. Entstanden in Virgin Records" "The
Manor"-Studio, kombiniert das Album neue Aufnahmen mit Fragmenten
früherer Sessions. Der Opener "Krautrock" parodiert den Genrebegriff mit
hypnotischem Motorik-Groove und klanglicher Raffinesse. "The Sad
Skinhead" überrascht mit Reggae-Anklängen und ironischen Texten, während
"Jennifer" als frühes Dream-Pop-Vorbild gilt - schön und verstörend
zugleich. Die zweite Albumhälfte zeigt Faust in freier Form:
Elektronische Experimente, jazzige Improvisationen und dadaistische
Klangcollagen wechseln sich ab. Der Abschluss "It"s A Bit Of A Pain"
vereint akustische Melancholie mit elektronischer Störung - ein Sinnbild
für Fausts kreative Widersprüche. "Faust IV" ist ein vielschichtiges
Dokument einer Band, die sich nie festlegen ließ.