Jakob Dobers

Der Rest vom Licht

LP

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Unser jüngstes Signing kommt eigentlich aus der Gegend von Hamburg, zog vor x-Jahren nach Berlin und spielte hier mit seiner Band Zimtfisch. Zimtfisch veröffentlichten ein Album bei Alfred Hilsbergs legendärem „What‘s so funny about“- Label und waren Anfang der Nullerjahre ein Insidertipp für Menschen, denen Blumfeld oder Tocotronic zu bekannt waren. Also eher etwas für Captn. Kirk &- oder Brüllen-Fans. Musikalisch eher Fink.

Der Mann trägt den Namen Jakob Dobers und veröffentlicht nun, im zarten Alter von 50 Jahren, sein Debüt-Album. Also sein Debüt-Solo-Album „Der Rest vom Licht“.

„Stell Dein Fahrrad an die Mauer, sie ist noch warm von der Sonne, wir sollten nett zu diesen Leuten sein“, mit diesen Worten beginnt Jakob Dobers Album. Und irgendwie steckt bereits die Essenz seiner ganzen Poesie in diesen ersten Songzeilen. Aber da wären auch gleich ein paar kratzende Fragen, die er mit ihnen aufwirft: Warum sollte man sein Fahrrad an eine warme Wand stellen, das kann dem Fahrrad doch egal sein. Gut, dem Fahrrad schon, aber seinem Fahrer, seiner Fahrerin vielleicht nicht. Aber eine warme Mauer bleibt immer noch eine Mauer. Schon richtig, aber eine freundlichere Mauer vielleicht. Vielleicht auch ganz gut, weil man möglicherweise Angst vor den Leuten hat, die hinter dieser Mauer wohnen. Oder vor den Menschen vor uns.

Hinter einer anderen Mauer, in einem Studio in Berlin, spielt eine Rhythmus-Gruppe mit Freddy Fischer am Schlagzeug und Josepha Conrad am Bass einen schluffig-tighten Indiesoul-Beat, während Jakob Dobers psychedelische Pril- Blumen mit der Gitarre auf die Wall of Sound malt. Florian Sievers, Mitproduzent des Albums und ansonsten als Das Paradies beim Label Grönland als Songschreiber unter Vertrag, steuert ein paar Keyboardflächen dazu.

Im Laufe der Songs befindet wir uns auch schon mitten im Herbst des Lebens, in dem die Blätter einfach braun werden – ohne einen Mucks.
Dobers Songpoesie ist immerzu voll von politischen Anspielungen und Bildern, die aber wiederkehrend von seinen alltäglichen Beobachtungen und den daraus resultierenden Assoziationen gekreuzt werden. Auf einmal will er dann doch lieber über Pferde singen!

Das hat Dobers schon während der Neunzigerjahre in den Liedern seiner Band Zimtfisch so gemacht. Sie veröffentlichten eine Platte bei Alfred Hilsbergs legendärem What’s so funny about-Label und verschwanden wieder in den Second-Hand-Regalen des Lebens. Später gründete er zusammen mit Anne Von Keller das mittlerweile zum Duo geschrumpfte Trio Sorry Gilberto.

Nun also sein Solo–Debüt-Album im zarten Alter von 50. Das muss man auch erstmal bringen. Vielleicht brauchte all die Weisheit, die in diesen nun vorliegenden13 Songs steckt, diese erstaunliche Beobachtungsgabe, ja, dieses Zen- buddhistische, freie Floaten im Fluss des Lebens nicht nur Talent und eine große Bereitschaft, sondern vor allem einen sehr langen Reifeprozesse. Abertausende von Songzeilen und Kadenzen sind darin aufgehoben. „Der Rest vom Licht“ ist natürlich auch eine Berlinplatte. Ihre Protagonist*innen sind allesamt Stadtbewohner*innen. Der Mieten sind hoch. Das Leben nicht immer einfach. 1991 kam Jakob Dobers aus Hamburg hierher. „Mutantenstadt“ nennt er die Metropole in einem Song. Ihren ganzen Wandel hat er beobachtet in den letzten Jahren. Man gewinnt auf „Der Rest vom Licht“ oft den Eindruck, Dobers habe sich fast 30 Jahre für uns auf einer Parkbank niedergelassen. Als poetischer Chronist der mehr als merkwürdigen Veränderungen dieser Stadt. Er selbst sieht jedenfalls mittlerweile so aus wie Allen Ginsberg. Und vielleicht könnte man ihn tatsächlich einen Beatnik nennen. Einen Beatnik in Zeiten von Startups, Dieselgate, Mercedes-Platz, AfD, Trump, Instagram und Fakenews. Viele schöne und dreiste Lügen machen die Runde! Von Politikern, Geschäftsleuten und rechten Philosophen in die Welt gesetzt. Nur die Poesie belügt uns nie, weil sie immer nur Raum für Assoziationen in uns weckt. Sich am Tag daran zu erinnern, dass man in der Nacht noch Träume hat. Kein Wunder das sich ein Lyrikband auf dem Buchmarkt so schlecht verkauft. Lügen verkaufen sich halt einfach besser! Oder gleich die Ratgeberliteratur.

Wie gut, dass Jakob Dobers seine kluge Poesie in diese Songs verpackt hat. Ein Buch hat er allerdings auch mal veröffentlicht. Eine Kurzgeschichtensammlung beim Kook-Verlag: „Falsche Russen im Buch“. Das war 2004.

Für eine Wohnung im neuen Gated-Community Haus hat seine bisherige Karriere nicht gereicht. Aber wer will darin schon freiwillig wohnen?! Nur Menschen, die von diversity bloß reden, während sie in ihrer angstbesetzten Saftey Zone überhaupt keine gedankliche Vielfalt mehr zulassen können.

„Der Rest vom Licht“ wendet sich darum an alle Musikliebhaber*innen auf dem Land und in den Städten, für die das Leben kein Investment, sondern immer noch ein großes Wunder ist. Das Gewicht der Worte auf diesem Album ist bei aller thematischer Schwere federleicht, das liegt natürlich auch am funky Indiefolk zwischen The Modern Lovers und Die Sterne, und völlig egal ob Jakob Dobers nun gerade über Diebstahl, Hyänen oder das Wetter singt, am Ende findet sich bei ihm das große Ganze eben immer auch im unendlich Kleinen wieder. Wenn nur etwas Licht hineindringt.

1.Single „Wir halten die Welt fest“ hier sehen:
https://youtu.be/-lOov1GG5zE

2. Single „Rechte Philosophen“ hier sehen:
https://youtu.be/yJ-4n1oSu78

Release-Party am 14.02. in der Kantine am Berghain, Berlin

Weitere Daten:

02.04. Berlin, Krawalle und Liebe im Brecht-Haus 
16.04. Hamburg, Hanseplatte
07.05. Chemnitz, Aaltra
10.05. Offenbach, Hafen 2

13.05. Köln, Hängende Gärten
14.05. Mannheim, tba.
15.05. Regensburg, Separee Sportive Speciale 09.10. Frankfurt, Romanfabrik
to be continued....

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Veröffentlichungsdatum: 14.02.2020

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