Chris Imler
Operation Schönheit
CD
Chris Imler, stehender Schlagzeuger, Dandy mit Offbeat, „Grandseigneur des Berliner Undergrounds“ (taz), akzentuiert seit lang vor Mauerfall unzählige Berliner Musikangelegenheiten (The Golden Showers, Die Türen, Peaches, Jens Friebe, Oum Shatt, Driver&Driver u.v.m.) und bespielt seit einem Jahrzehnt als Solo-Künstler die Bühnen Europas.
Nun hat er mit „Operation Schönheit“ sein bislang, nun ja, schönstes Album aufgenommen. Dabei subvertiert die warme Produktion von Benedikt Frey ihre eigene Schönheit mit Scheppern, Klimpern und Sägezahnsynthies, macht also die Schönheits-OP am Werk zu dessen Thema: Ganz in der Tradition der experimentelleren und elektronischen Post-Punk-Flanke, in der Imler und sein einzigartiger Groove stehen.
Man muss übrigens keine Fachkraft aus dem Berliner Post-Punk-Underground sein, um zu spüren: Dieser Imler-Groove besteht aus Rhythmus, der singt, Gesang, der tanzt, und Look, der sitzt. Hervorragend illustriert im akuellen Video zu „Disappoint Me“: https://youtu.be/YeVJ75ljjB8
An anderer Stelle - wie etwa in „Movies“ - singt der Rhythmus weniger elektronisch reduziert in die Berliner Altbauwohnungsraumakustik hinein; Metall scheppert, eine Zither zittert und Imler spielt für uns mit dem Metronom. Mal bewegt er sich vor die Zeit, mal dahinter. Er schafft dabei immerzu in seinem ganz eigenen, alles mitreißenden Groove zu sein.
Und genau darin liegt die Essenz des Imler-Rhythmus, die ganz hervorragend zur Übertragung auf Lebensgestaltung und eben Rhythmus anregt: Dehne und komprimiere deine Zeit und loope sie zu deinem Groove! Optimiere nichts, aber fühle alles!
Und tanz dazu! Gerne auch zur Informationsüberfrachtung, wie Imlers murmelnde Hochgeschwindigkeitslitanei im hektischen, aber dennoch geschmeidigen Eröffnungsstück „Temperature“ suggeriert.
Aber auch einen gelegentlichen Anfall Paranoia lässt Imler als der ultimative urbane Nachtmensch, der er ist, wie eine prächtige Sache erscheinen: Die krautig-groovenden B- Horrorsoundtrack-Stresswelt von „Whip Me“ klingt wie eine Kreuzung aus Conrad Schnitzler und Bauhaus. Im Titelstück wiederum, deren Lyrics unter anderen zusammen mit Jens Friebe entstanden intoniert er: „Du willst größeres sein / du brichst dir das Bein / Wenn es wieder heilt / brichst du es erneut“ und klingt nach dem vergnügtesten Fatalisten, den man sich vorstellen kann. Denn in seiner Stadt kann man sich – Corona-Maßnahmen jetzt mal ausgeklammert – immer noch besser verlieren als irgendwo; eine Nacht wird leicht zu einem ganzen Universum, das sich bereisen, bestaunen und bespielen lässt, und zum alten Selbst findet man erst halbwegs zurück, wenn man der „church bells“ und „small birds singing“ gewahr wird. So illustriert er es im Stück „Emptiness full of stars“, und gerne möchte man in diesen Stars die menschlichen Wegbegleiter der jeweiligen Berliner Nacht erkennen.
Und so repräsentiert sich der Imler einmal mehr als Berlins wichtigster Kulturbotschafter: Die einst weltweit beneidete Szene der ewig erfolgreich scheiternden Nachtpflanzen ist eben doch noch nicht komplett wegoptimiert worden. Imler fasst ihr Lebensgefühl in seinem Groove perfekt zusammen. Und natürlich in seinem Look. „Schau Hin“, singt er im gleichnamigen Stück, toll verdubbt vom Melbourner Leo James.
Genau! Schauen und hören Sie hin.
Nun hat er mit „Operation Schönheit“ sein bislang, nun ja, schönstes Album aufgenommen. Dabei subvertiert die warme Produktion von Benedikt Frey ihre eigene Schönheit mit Scheppern, Klimpern und Sägezahnsynthies, macht also die Schönheits-OP am Werk zu dessen Thema: Ganz in der Tradition der experimentelleren und elektronischen Post-Punk-Flanke, in der Imler und sein einzigartiger Groove stehen.
Man muss übrigens keine Fachkraft aus dem Berliner Post-Punk-Underground sein, um zu spüren: Dieser Imler-Groove besteht aus Rhythmus, der singt, Gesang, der tanzt, und Look, der sitzt. Hervorragend illustriert im akuellen Video zu „Disappoint Me“: https://youtu.be/YeVJ75ljjB8
An anderer Stelle - wie etwa in „Movies“ - singt der Rhythmus weniger elektronisch reduziert in die Berliner Altbauwohnungsraumakustik hinein; Metall scheppert, eine Zither zittert und Imler spielt für uns mit dem Metronom. Mal bewegt er sich vor die Zeit, mal dahinter. Er schafft dabei immerzu in seinem ganz eigenen, alles mitreißenden Groove zu sein.
Und genau darin liegt die Essenz des Imler-Rhythmus, die ganz hervorragend zur Übertragung auf Lebensgestaltung und eben Rhythmus anregt: Dehne und komprimiere deine Zeit und loope sie zu deinem Groove! Optimiere nichts, aber fühle alles!
Und tanz dazu! Gerne auch zur Informationsüberfrachtung, wie Imlers murmelnde Hochgeschwindigkeitslitanei im hektischen, aber dennoch geschmeidigen Eröffnungsstück „Temperature“ suggeriert.
Aber auch einen gelegentlichen Anfall Paranoia lässt Imler als der ultimative urbane Nachtmensch, der er ist, wie eine prächtige Sache erscheinen: Die krautig-groovenden B- Horrorsoundtrack-Stresswelt von „Whip Me“ klingt wie eine Kreuzung aus Conrad Schnitzler und Bauhaus. Im Titelstück wiederum, deren Lyrics unter anderen zusammen mit Jens Friebe entstanden intoniert er: „Du willst größeres sein / du brichst dir das Bein / Wenn es wieder heilt / brichst du es erneut“ und klingt nach dem vergnügtesten Fatalisten, den man sich vorstellen kann. Denn in seiner Stadt kann man sich – Corona-Maßnahmen jetzt mal ausgeklammert – immer noch besser verlieren als irgendwo; eine Nacht wird leicht zu einem ganzen Universum, das sich bereisen, bestaunen und bespielen lässt, und zum alten Selbst findet man erst halbwegs zurück, wenn man der „church bells“ und „small birds singing“ gewahr wird. So illustriert er es im Stück „Emptiness full of stars“, und gerne möchte man in diesen Stars die menschlichen Wegbegleiter der jeweiligen Berliner Nacht erkennen.
Und so repräsentiert sich der Imler einmal mehr als Berlins wichtigster Kulturbotschafter: Die einst weltweit beneidete Szene der ewig erfolgreich scheiternden Nachtpflanzen ist eben doch noch nicht komplett wegoptimiert worden. Imler fasst ihr Lebensgefühl in seinem Groove perfekt zusammen. Und natürlich in seinem Look. „Schau Hin“, singt er im gleichnamigen Stück, toll verdubbt vom Melbourner Leo James.
Genau! Schauen und hören Sie hin.